Saalfeld und Neustrelitz: „Zar und Zimmermann“

Diese Aufführung von Zar und Zimmermann hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte: Lortzings Oper wurde im Sommer als Freilichtaufführung während der Schlossfestspiele Sonderhausen gespielt. Die Aufführung kam vom Theater Nordhausen, das einzelne Produktionen auch in Rudolstadt auf die Bühne bringt. Da das Rudolstädter Theater gerade renoviert wird, fand die Premiere in Saalfeld im Meininger Hof statt. Diese  Premiere nahm die Albert-Lortzing-Gesellschaft zum Anlass, ihre Mitgliederversammlung in beiden Städten durchzuführen.

Die Wahl dieser Opernaufführung erwies sich als eine glückliche Entscheidung. Dass nur eine halbszenische Aufführung angekündigt war, erwies sich als wenig schädlich. Mit spärlichen Mitteln wurde von Karel Spanhak eine Werft auf die Bühne gestellt, nicht ganz so vollendet wie die in Neustrelitz, aber durchaus ansehnlich. Auch die Kostüme von Ulli Kremer waren hübsch. Das Festkleid der Marie war indessen nicht ganz stückgerecht. Auch die Inszenierung von Anette Leistenschneider war weitgehend überzeugend, wenn auch etwas ordinär. Ob wirklich alle Frauen beim Anblick oder durch den Gesang des Franzosen ständig in die Horizontale fallen müssen, ist doch sehr fraglich.

Die Thüringer Symphoniker Rudolstadt-Saalfeld spielten unter der Leitung von Oliver Weder ordentlich. Dabei handelte es sich insoweit um eine echte Premiere, weil die vorherigen Aufführungen von dem Nordhäuser Orchester bestritten worden waren. Da es keinen Orchestergraben gab, saß das Orchester auf der Bühne, hinter den Sängern.

Die Sänger kamen indessen alle aus Nordhausen. Manos Kia sang einen klangschönen, aber auch dramatischen Zaren. Peter Iwanov (Marian Kalus) sang technisch perfekt; über sein Stimmfach hingegen konnte man eher rätseln. Thomas Kohl gab einen  stimmmächtigen van Bett. Leonor Amaral als Marie verfügt sowohl über eine perfekte  Stimme als auch über ein hübsches Aussehen. Stärker noch als in Neustrelitz war ihre  Keckheit inszeniert. Miloš Bulajič war ein gut singender Chateauneuf. Eine Woche zuvor war er in Neustrelitz in dieser Rolle eingesprungen. Auch die kleineren Rollen waren gut besetzt: Yavor Genchev (General Lefort), Chao Deng (Lord Sydham) und Uta Haase (Witwe Browe). Nicht unerwähnt bleiben darf der Opernchor des Theaters Nordhausen.

Bei aller Freude über die schöne Aufführung seien doch einige negative Aspekte nicht verschwiegen. So wurde der Holzschuhtanz – mit einer zugegeben originellen  Entschuldigung – nur konzertant aufgeführt. Da das Programmheft eine Ballettrepetition nennt, dürfte das Ballett wohl den beengten Bühnenverhältnissen zum Opfer gefallen sein. Schwerer ins Gewicht fällt die Streichung einer Strophe des Duetts des Liebespaares im 3. Akt, die für mich nicht erklärlich ist. Die Sänger brachte dieser Strich um den verdienten Applaus.

Alles in allem war es aber eine gelungene Aufführung, die für uns einzig ein wenig darunter litt, daß die Neustrelitzer Aufführung, die wir eine Woche zuvor gesehen hatten, in allen Belangen besser war. Das gilt sowohl für die Bühne, als auch für die meisten Sänger (mit Ausnahme des Lefort), zumal die Marie in Neustrelitz mit Laura Scherwitzl neu besetzt war. Von dem wundervollen Holzschuhtanz gar nicht zu reden.

Bernd-Rüdiger Kern, besuchte Vorstellungen: 7. Oktober 2017 (Neustrelitz), 14. Oktober 2017 (Saalfeld)